Wissenschaftler: Corona-Impfung schnell auffrischen

Wegen der rasch steigenden Corona-Zahlen rät der Leipziger Epidemiologe Markus Scholz dringend zu raschen Auffrischungsimpfungen. Der Impfschutz nehme nach sechs Monaten deutlich ab, am schnellsten bei älteren Menschen, sagte der Wissenschaftler der Deutschen Presse-Agentur.

„Die geimpften Risikogruppen sind jetzt wieder gefährdet, da muss man aufpassen“, sagte Scholz. Deshalb bräuchten Menschen über 70 Jahre jetzt dringend einen „Booster“, und auch für alle anderen sei eine solche Auffrischung sinnvoll. „Ich verstehe nicht so ganz, dass man da so lange zögert“, sagte Scholz, Professor am Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie der Universität Leipzig. „Das ist jetzt wirklich höchste Eisenbahn.“

Die besonders hohen Infektionszahlen in den deutschen Hotspots Thüringen, Sachsen und Bayern erklärte der Fachmann mit den regional niedrigen Impfraten. „Das korreliert ganz eindeutig mit dem Impfniveau“, sagte er. Aus seiner Sicht muss auch die Grundimmunisierung vorankommen. Die Anwendung von 2G-Regeln – also Zutritt etwa zu Restaurants nur für Geimpfte und Genesene – könnte dabei einen Anreiz schaffen.

Zusammen mit den geforderten Booster-Impfungen könne dies helfen, „den Winter zu überstehen“. Die Lage sei dieses Jahr trotz der Möglichkeit zur Impfung wegen der Delta-Variante noch schwieriger als im Herbst 2020. „Das sollte jetzt wirklich Chefsache sein“, appellierte der Wissenschaftler an die Politik.

Die Zahl der gemeldeten Corona-Infektionen in Deutschland hat am Freitag mit 37 120 einen Rekordwert erreicht. Bundesweit stieg die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen auf 169,9. Die Gesundheitsminister der Länder beraten in Lindau über Gegenmaßnahmen.