Webers Heimatdorf enttäuscht über EU-Personalpolitik

Nach der Niederlage für Manfred Weber (CSU) im Kampf um den EU-Kommissionsvorsitz herrscht in seiner
niederbayerischen Heimat Enttäuschung. „Was passiert ist, ist nicht korrekt: jemanden zur Wahl schicken, aber unter Staatspräsidenten Posten anders ausmachen“, sagte der CSU-Ortsvorsitzende und stellvertretende Bürgermeister von Wildenberg (Landkreis Kelheim), Winfried Roßbauer, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. „Ich
denke, dass das die Leute wieder zur Politikverdrossenheit führt.“

Weber war zur Europawahl im Mai als Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei (EVP) angetreten und wollte selbst Kommissionschef werden. Die EU-Staats- und Regierungschefs nominierten am Dienstag aber die CDU-Politikerin Ursula von der Leyen für das Amt. Weber gab daraufhin sein Mandat als Spitzenkandidat zurück.

„Dass er nicht erfreut ist, kann man sagen“, berichtete Roßbauer nach einem SMS-Wechsel mit Weber. „Aber er ist Manns genug und wird seinen Weg gehen.“ Als EVP-Fraktionschef habe Weber auch viel zu sagen. Und
in der Politik müsse man mit Rückschlägen rechnen. „In Bayern gilt: Man wird umgehauen, steht wieder auf und macht weiter.“

Allerdings habe Weber viele Wähler an die Urnen geholt, die nun ebenfalls enttäuscht seien. Schon am Dienstagabend hätten ihn viele Wildenberger angesprochen, was da passiert sei, so Roßbauer. „Wir kommen uns auf jeden Fall verschaukelt vor. Die Demokratie wurde mit Füßen getreten.“ Manche hätten nicht zu ihrem Wort gestanden. Die
Entscheidung müsse auch Anlass für Gespräche zwischen CDU und CSU sein. Forderungen an die Schwesterpartei stellte er aber nicht. (dpa)