Die Verlagsgruppe um die «Passauer Neue Presse» übernimmt den angrenzenden Wettbewerber Mittelbayerischer Verlag mit der «Mittelbayerischen Zeitung». Durch das Geschäft soll ein durchgängiges Verbreitungsgebiet vom Osten Bayerns bis nach Ingolstadt in Oberbayern mit dem vor knapp fünf Jahren gekauften «Donaukurier» entstehen. Noch muss aber das Kartellamt grünes Licht geben.
Die Verlegerfamilien Esser (Mittelbayerischer Verlag/«MZ») und Diekmann (Verlagsgruppe Passau/«PNP») einigten sich auf den Übergang, wie die PNP am Freitag mitteilte. Über sämtliche Details sei Stillschweigen vereinbart worden.
Das Vorhaben stehe noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Kartellamtes. Für Zusammenschlüsse gibt es im Wettbewerbsrecht Hürden. Zugleich ist der wirtschaftliche Druck vor allem durch Wettbewerber im Internet auf viele Verlage sehr groß.
Der Mittelbayerische Verlag äußerte sich auf Anfrage nicht direkt selbst und verwies auf die Mitteilung aus Passau. «MZ»-Herausgeber Peter Esser lobte darin die gute Verhandlungsatmosphäre zwischen allen Beteiligten.
Die Familie Esser scheide nach der Genehmigung durch das Kartellamt aus der Gesellschaft aus. Mit ihr zusammen werde sich auch der langjährige Vorsitzende der Geschäftsführung, Martin Wunnike, aus dem Unternehmen zurückziehen. Auf Wunsch der Familie habe er sich bereiterklärt, den Übergang bis zum Jahresende zu begleiten.
PNP-Verlegerin Simone Tucci-Diekmann sagte, der Erwerb sei ein logischer Wachstumsschritt und eine perfekte Ergänzung. Sie bedankte sich für das große Vertrauen, das die Familie Esser mit dem Verkauf in sie setze. «Wir glauben fest an die Zukunft der Regionalzeitung – ob nun in gedruckter oder in elektronischer Form», betonte sie.
Mit der «MZ» entwickelt sich die Verlagsgruppe Passau nach eigenen Angaben zu einem der auflagenstärksten Regionalzeitungsverlage in Bayern. Zusammen erreichen die drei Tageszeitungstitel im Schnitt eine tägliche verkaufte Auflage von rund 348 000 Stück (IVW: Stand 2020). Die verschiedenen Onlineangebote verzeichnen demnach pro Monat zusammen rund 27,3 Millionen Visits. Hinzu kommen Anzeigenblätter mit einer wöchentlichen Gesamtauflage von 1,7 Millionen Exemplaren.
Tucci-Diekmann betonte: «Auf dieser breiten publizistischen Basis fühlen wir uns gut gerüstet, um in einem schwieriger werdenden Marktumfeld auch langfristig zu bestehen. Wir wollen nicht Getriebene sein, sondern im Sinne unserer Leser den digitalen Wandel der Medienwelt aktiv gestalten.»
Esser erklärte für die Zukunft seines Hauses unter dem neuen Dach: «Die wirtschaftliche Stabilität des Mittelbayerischen Verlags wird zusammen mit der großen fachlichen Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein wesentlicher Garant für die erfolgreiche Bewältigung der enormen Zukunftsaufgaben sein.»