Mehr als ein Drittel der Staatsstraßen im Freistaat sind sanierungsbedürftig. Es handele sich um ein historisch gewachsenes Netz, dessen Straßenaufbauten zum Teil nicht auf die heutigen Verkehrsmassen ausgelegt seien, erläutert das Verkehrsministerium auf eine Anfrage der Landtags-SPD, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Rund 4800 Kilometer und somit etwa 36 Prozent der Staatsstraßen seien in schlechtem Zustand.
«Auf jeder dritten bayerischen Staatsstraße herrscht Schlaglochalarm. Fahrbahnrisse bestimmen das Bild, die Markierungen sind häufig nur noch zu erahnen, und oftmals sind auch die Schäden vom vergangenen Winter nur provisorisch geflickt», kritisiert der Initiator der Anfrage, Markus Rinderspacher.
Der Landtagsvizepräsident hält dies für eine versteckte Staatsverschuldung. «Die Kosten für die Reparatur von Bayerns Buckelpisten bürdet die Söder-Regierung künftigen Generationen auf.» Trotz sprudelnder Steuereinnahmen sei es der Staatsregierung im vergangenen Jahrzehnt nicht gelungen, den Sanierungsbedarf zu verringern.
Auch das Verkehrsministerium räumt ein, dass in den nächsten Jahren teure substanzverbessernde Maßnahmen und grundhafte Erneuerungen nötig sind, um den Zustand vieler Straßen nachhaltig zu verbessern. Wie viel Geld dafür nötig wäre, lasse sich wegen einer Systemumstellung derzeit nicht beziffern. Bei einer vorherigen Anfrage im Jahr 2018 seien bei einer nahezu gleichen Kilometerzahl – ohne Brücken und ähnliches – bayernweit 908 Millionen Euro angesetzt worden, erläutert die SPD.
Besonders schlecht ist der Zustand der Straßen in Niederbayern, wo laut Verkehrsministerium 43 Prozent der Straßen als sanierungsbedürftig gelten. In der Oberpfalz sind es 38 Prozent, knapp darunter liegen Ober-, Mittel- und Unterfranken. Oberbayern verzeichnet einen Anteil maroder Straßen von knapp 35 Prozent. Spitzenreiter ist mit deutlichem Abstand Schwaben, wo nur knapp 28 Prozent der Straßen Reparaturbedarf haben.
Einige Landkreise fallen besonders mit Buckelpisten auf: Im niederbayerischen Freyung-Grafenau gelten gut 64 Prozent der Straßen als schadhaft, auch im niederbayerischen Landkreis Passau und den oberbayerischen Regionen Miesbach und Mühldorf am Inn sind es noch mehr als jeder zweite Kilometer. Bei den Städten sticht Kempten mit 82 Prozent negativ heraus, aber auch in Passau, Fürth, Coburg und Augsburg ist mehr als die Hälfte der Staatsstraßen schadhaft.