Söder ruft zum Durchhalten im Anti-Corona-Kampf auf

Angesichts der aus seiner Sicht dramatisch wachsenden Gefahr durch das Coronavirus hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) Bürger und Politik zum Durchhalten im Kampf gegen die Pandemie aufgefordert. Alle Bundesländer müssten die Notbremse in Hotspots konsequent ziehen. Wo die Notbremse ausgesetzt werde, drohe die Gefahr einer Verharmlosung der Pandemie, sagte der CSU-Chef am Freitag nach einer Videokonferenz des CSU-Vorstands in München. Nötig sei das Motto «Sicherheit zuerst». «Corona wird immer gefährlicher», sagte der Ministerpräsident.

In Bayern war die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche («Sieben-Tage-Inzidenz») am Freitag auf 122,1 gestiegen. Söder erwartet in den kommenden zehn Tagen bis nach Ostern weitere deutliche Steigerungen. Mit einer Inzidenz von 419 ist die oberfränkische Stadt Hof laut Robert Koch-Institut (RKI) bayernweit am stärksten betroffen. 34 Landkreise und kreisfreie Städte lagen am Freitag noch unter der Marke von 100, mit dem Kreis Landsberg am Lech und der Stadt Ansbach nur zwei unter 50.

Das Impfen als auf längere Sicht einzige wirksame Gegenmaßnahme müsse vorangetrieben werden. Am kommenden Dienstag soll es in Bayern zu einem «Impfgipfel» kommen. «Das einzige, was wirklich zählt, ist das Impfen», sagte Söder. Er beklagte erneut, dass Impfstoff nicht in der gewünschten Menge zur Verfügung stehe.

Bei der Zusammenkunft von Politik und Experten am Dienstag solle ein klares Impfmanagement für die nächsten Monate und das Zusammenspiel der Impfzentren und der rund 8000 Hausarztpraxen in Bayern definiert werden. Die ersten Hausärzte sollen ab 31. März Spritzen verabreichen.

Nach Angaben von Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) vom Freitag hat sich die Impfgeschwindigkeit in Bayern inzwischen verdoppelt. «Seit Beginn der Corona-Impfungen vor knapp drei Monaten haben wir 2 024 084 Impfdosen in Bayern verabreicht», sagte er am Freitag. Inzwischen hätten 81 Prozent der Alten- und Pflegeheimbewohner mindestens eine Erstimpfung erhalten. In den Pflegeheimen liege die Impfbereitschaft des Personals bei 59 Prozent, in den Krankenhäusern bei 51,5 Prozent.

Söder deutete an, dass es dabei auch zu Änderungen der Impfreihenfolge kommen könnte, etwa bei der Impfung durch Betriebsärzte in Unternehmen. In Ostbayern werde dies bereits in Hotspots entlang der Grenze zum besonders betroffenen Tschechien praktiziert. «Das möchten wir Stück für Stück ausweiten», sagte Söder.

Söder mahnte, es dürfe angesichts der neuen gefährlichen Lage keinen «Ermüdungsbruch» in der Bekämpfung der Pandemie geben. «Viele scheinen die Nerven auch zu verlieren», sagte Söder und mahnte auch die Union: «Wer Nerven verliert, verliert ganz sicher auch Wahlen.»

Der Blick in die Welt zeige, wie gefährlich die Corona-Lage derzeit sei. In Indien etwa verbänden sich unterschiedliche Mutationen des Coronavirus zu neuen Varianten. Ähnliches war zuvor aus Brasilien bekanntgeworden.