Präsenzlehre an Unis soll trotz Corona weitgehend erhalten bleiben

Die zum Wintersemester verstärkte Präsenzlehre soll nach dem Willen von Hochschulen und Politik trotz steigender Corona-Zahlen nicht wieder in großem Umfang eingeschränkt werden. So heißt es etwa an der Universität Heidelberg, man werde versuchen, möglichst viel Präsenz zu erhalten, aber immer «unter der Maßgabe der dramatischen Situation».

Nach der neuen Coronaverordnung Studienbetrieb ist für den Zutritt zu Hörsälen und Lernräumen ein Nachweis der Impfung oder Genesung von Covid-19 zwingend erforderlich. Allerdings heißt es in einem Schreiben der Heidelberger Universitätsleitung an die Studierenden, dass die Studierbarkeit für alle Fächer weiter gegeben sei. Auch bei einer Impfquote von über 90 Prozent würden manche nicht mehr zu den Präsenzveranstaltungen kommen. Diese müssten auf bewährte Online-Formate oder Hybrid-Angebote zurückgreifen.

Ausnahmen von 2G sind Prüfungen und Praxisveranstaltungen, bei denen Anwesenheit erforderlich ist. In diesen Fällen reicht ein negativer PCR- oder Antigen-Schnelltest aus. Auch für Mensen und Bibliotheken gilt 3G.

Auch Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) plädiert für den weitgehenden Erhalt des Campuslebens. Die mancherorts über 90 Prozent hohe Impfquote zeige, dass die Studenten das gemeinsame Lernen, den Diskurs und ein Stück weit Normalität wünschten. Bauer: «Wir wollen sie nicht zurück in die Einsamkeit vor den Bildschirmen schicken müssen.»

Aus Sicht der Landesrektorenkonferenz der Universitäten (LRK) ist der Universitätsbetrieb wegen hoher Impfquoten sehr sicher. Bisher seien auch keine größeren Ausbrüche bekannt. «Die Ansteckungen, die uns Studierende und Mitarbeitende mitteilen, scheinen im privaten Bereich stattzufinden», heißt es von der LRK.

Die Rektoren sehen aber ein Vermittlungsproblem: Mit Neufassung des Infektionsschutzgesetzes und der allgemeinen Coronaverordnung des Landes gelte überall Homeoffice, wo es möglich ist. Den Studierenden, die vielleicht vulnerable Angehörige zu Hause haben, die Präsenz schmackhaft zu machen, sei nicht leicht. «Hier müssen wir eine Balance finden», heißt es.

Auch für die Freiburger Studentenvertretung stellt sich die Meinung der jungen Leute «sehr gemischt» dar. Viele legten großen Wert auf Präsenz, andere bewegten sich schon wieder in Richtung virtuelles Lernen, sagte der Referent für Hochschulpolitik Christian Kröper. Er befürchtet, dass das Präsenzangebot eingeschränkt wird. Die psychologische Beratung des Studierendenwerks erreiche angesichts verunsicherter und frustrierter junger Menschen das Kapazitätslimit.

Die Uni-Rektoren setzen trotz aller Widrigkeiten auf das Prinzip Hoffnung: «Wir beginnen, uns auf das Frühjahrssemester 2022 vorzubereiten, das – hoffentlich, hoffentlich – endlich wieder einigermaßen normal werden kann!»