Dieses Geisterspiel hätte ein Publikum verdient gehabt. Beim 2:2 gegen Kiel gelingt dem Jahn ein tolles Comeback – dank Marc Lais. Dennoch verursacht Fußball ohne Fans ein «beschissenes Gefühl».
An Fußball vor leeren Rängen will sich kein Regensburger Profi gewöhnen. Aber eine erfolgreiche Aufholjagd kann der Jahn auch ohne Fans. Zumindest war das die wertvolle Erkenntnis beim 2:2 (0:1) der Oberpfälzer im ersten Corona-Geisterspiel in der 2. Liga gegen einen starken Gegner Holstein Kiel. Trainer Mersad Selimbegovic rühmte entsprechend die tolle Moral seiner Mannschaft.
«Wir haben nicht aufgegeben. Nach einem 0:2 nochmal an sich zu glauben, das ist super», sagte der Jahn-Coach. Er machte die enorme Willenskraft auch an einer Zahl fest: «Was mir am Ende imponiert hat, ist, dass die Mannschaft nach neun Wochen Pause über 120 Kilometer gelaufen ist.» Die Rahmenbedingungen nahmen alle Akteure auch an.
Der Mann des Jahn-Umschwungs nach einem aussichtslos wirkenden Rückstand durch Treffer von Jae-Sung Lee (3. Minute) und Finn Porath (58.) war Marc Lais. Der 29 Jahre alte Mittelfeldspieler kam in der 70. Minute, bereitete das Anschlusstor von Sebastian Stolze vor (74.) und holte danach auch noch den Foulelfmeter heraus, den der ebenfalls eingewechselte Andreas Albers in der Nachspielzeit nervenstark verwandelte.
«Was die Mannschaft nach einem 0:2 abgeliefert hat, ist sensationell. Wir sind alle happy über den Punkt», sagte Lais. Bescheiden ergänzte er: «Ich habe meinen Teil dazu gefügt.» Den glücklichen Elfmeterpfiff hielt er als direkt Beteiligter für berechtigt. Er sei zuerst am Ball war, ehe ihn der Gegenspieler am Fuß getroffen habe. «Ich denke, man kann ihn schon geben», urteilte Lais. Für ihn war es erst der dritte Saisoneinsatz und so ein Lichtblick nach langer Spielpause. «Marc hat das richtig gut gemacht», lobte Selimbegovic. Es freue ihn für Lais, weil dieser «zuletzt nicht so eine einfache Zeit hier hatte».
Den Last-Minute-Punkt bezeichnete Selimbegovic als «brutal wichtig», erst recht, weil er ohne die Unterstützung von den Rängen erkämpft werden konnte. «Es ist ein beschissenes Gefühl, ohne Zuschauer zu spielen», sagte der Jahn-Coach zu der skurrilen Corona-Szenerie im Stadion. Aber man müsse sich mit der Ausnahmesituation arrangieren: «Das ist alternativlos im Moment, um den Fußball zu retten.»
«Es ist eine komische Situation», sagte auch Lais: «Die Atmosphäre ist die Seele im Fußball. Jetzt ist es halt so durch Corona. Wir machen alle das Beste dafür, dass die Liga zu Ende gespielt wird.»
Einzeln kamen die Jahn-Profis zum Stadion, trugen Mundschutz. Jede Mannschaft hatte drei Kabinen, um Abstand zu wahren. «Man versucht, bestmöglich Normalität zu bewahren», sagte Lais. Auf dem Platz sei es recht normal zugegangen. «Man ist da so im Fokus», begründete der Jahn-Joker. Die Fans hätten das Happy-End sicherlich enthusiastisch gefeiert. «Leider werden die Tore nicht so bejubelt», bedauerte Lais nach dem Schlusspfiff im leeren Stadion: «Aber für uns als Mannschaft zählt jedes Tor gleich.»