Etliche Städte planen trotz erster Absagen weiter Weihnachtsmärkte

n einzelnen Orten gibt es erste Absagen, die meisten größeren Städte halten an ihren Christkindlmärkten aber derzeit fest. «Die Vorbereitungen laufen, wir sind auf alles vorbereitet», sagte etwa der Nürnberger Wirtschaftsreferent Michael Fraas, mit zuständig für den berühmten Christkindlesmarkt in der Stadt.

Auch in München, Augsburg, Regensburg und Passau laufen die Planungen. Ingolstadt hingegen hat bereits den Weihnachtsmarkt wegen der «dramatischen» Situation in den Krankenhäusern abgesagt.

Ähnliches befürchten die Budenbetreiber auch in anderen Städten. «Wenn die Märkte abgesagt würden, würde es ein Schaustellersterben geben», sagte Lorenz Kalb, Vorsitzender des Süddeutschen Schaustellerverbandes. «Die Angst schnürt einem den Magen zu.» Die Schausteller hätten seit Weihnachten 2019 quasi keine Einnahmen mehr gehabt. Natürlich hätte es das ein oder andere Alternativformat gegeben, sagte Kalb. «Der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein.»

Vor allem in kleineren Orten hatte es zunächst Absagen gegeben, etwa in Simbach, Bad Füssing oder Friedberg. Auch alle Märkte rund um den Tegernsee im Landkreis Miesbach sowie in allen 14 Gemeinden im mittelfränkischen Landkreis Fürth wurden abgesagt, ebenso die Veranstaltungen in Kempten und Rosenheim.

Nun hat mit Ingolstadt auch eine Großstadt die Reißleine gezogen. Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) begründete dies insbesondere mit den nicht mehr zur Verfügung stehenden Intensivbetten im Klinikum der Stadt und umliegenden Krankenhäusern. «Ich bedaure das sehr, aber in der jetzigen Situation ist es nicht vertretbar, große Menschenansammlungen zuzulassen», sagte er zur Absage des Christkindlmarktes. Die Ingolstädter Schausteller kritisierten, dass sie vor der Entscheidung nicht angehört worden seien, um Alternativen zu prüfen.

«Wir haben uns vorbereitet, haben unsere Mitarbeiter motiviert, sich impfen zu lassen, haben Vorkehrungen getroffen und Hygienekonzepte geschrieben – wir haben alles gemacht, was man machen kann», sagte Schausteller-Vertreter Kalb. Etwa in Nürnberg seien die erforderlichen Maßnahmen schon lange gemeinsam mit der Stadt erarbeitet worden.

In der Stadt mit dem berühmten Christkindlesmarkt hält man – wie auch in anderen großen Städten im Freistaat – derzeit an den Planungen fest. Die Stadt hat ein dezentrales Konzept erarbeitet, die Buden sollen auf mehrere Plätze in der Innenstadt stehen. Laut Wirtschaftsreferent Fraas gibt es ein «Stufenkonzept» – je nach Corona-Lage und -Auflagen kann der Markt also angepasst werden. Ein Beispiel: Glühweinstände könnten gegebenenfalls in separate Bereiche mit Zugangskontrolle gestellt werden.

Ähnliche «Eskalationsstufen» für verschiedene Corona-Lagen hat auch die Stadt Augsburg für den Markt in der Stadt in der Schublade. Am Montag soll in Nürnberg und Augsburg über die genauen Konzepte informiert werden.

Auch in München wird weiter mit einem Marktkonzept mit viel Abstand geplant. Am Donnerstag kündigte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) an, in Gastronomiebereichen «2G» anzuordnen – also Zutritt nur für Geimpfte und Genesene. Außerdem solle es eine generelle FFP2-Maskenpflicht im ganzen Marktbereich am Marienplatz geben. Die Vorbereitungen basierten auf der Annahme, dass sich die Lage nicht noch weiter verschlechtere. Ansonsten müsse man sich vorbehalten, das neu zu entscheiden. «Ich kann keine Garantie geben», sagte er.

Eine Sprecherin der Stadt Passau teilte mit Blick auf den dortigen Markt mit, sicher sei, dass die Durchführung nur mit einer Besucherobergrenze möglich sein werde. In Regensburg wird der städtische Christkindlmarkt auf dem Neupfarrplatz auf andere Orte ausgeweitet, um genügend Abstand zu ermöglichen.

Die Weihnachtsmärkte gelten als wichtigster Baustein in der Saison eines Schaustellers. «Jetzt kommen die Wochen, die entscheidend für ihn sind, wo er Einnahmen generieren und seine Mitarbeiter beschäftigen kann», sagte Kalb vom Schaustellerverband. Vergleichbar mit einem Hamster würde er in der Weihnachtszeit die «Backen füllen», um Januar, Februar und März zu überstehen. Ausgerechnet nach dieser Winterpause hatte die Corona-Krise Anfang 2020 die Schausteller erwischt.

Kalb sagte, es wäre einfach nicht nachzuvollziehen, wenn ausgerechnet das sowieso schon gebeutelte Schaustellergewerbe jetzt als exemplarische Maßnahme hergenommen würde, während Fußballstadien, Clubs und Diskotheken, Gastronomie und Handel normal weiterliefen. Außerdem betonte er, dass Absagen neben den Schaustellern die ganze Innenstadt betreffen würden, also auch Zulieferer, Metzger, Bäcker, Taxifahrer oder Hoteliers. (dpa)