Bei der Versorgung der deutschen Krankenhäuser mit Blutspenden gibt es fast jedes Jahr das befürchtete Sommerloch. Doch in diesem Jahr könnte das Problem der Blutkonserven-Knappheit in der Urlaubszeit nochmals zunehmen. An einzelnen Kliniken im Freistaat mussten bereits Operationen abgesagt werden. «Es herrscht noch kein bayernweiter Notstand, aber die Lage ist definitiv sehr ernst», sagte Patric Nohe vom Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK).
Ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums in München meinte, dass die derzeitige Knappheit mit der eines pandemiefreien Sommers «nicht im Ansatz zu vergleichen» sei. Üblicherweise nimmt das Volumen an Blutspenden in den warmen Monaten ab, auch weil viele Spender in den Ferien verreist sind.
In diesem Jahr kommen allerdings die Auswirkungen der Corona-Krise hinzu. Viele Krankenhäuser hatten aufschiebbare Behandlungen abgesagt und laden nun die Patienten ein, nachdem sich die Lage auf den Intensivstationen entspannt hat. Dies kurbelt die Nachfrage nach Blutkonserven an. «Der momentan enorme Bedarf der Kliniken ist den pandemiebedingt verschobenen und nun nachzuholenden Operationen geschuldet», erklärt der Ministeriumssprecher.
Mitunter hat das nun dazu geführt, dass erneut OPs gestrichen wurden – weil nicht genug Blut vorrätig war. Dies seien bislang aber nur Einzelfälle gewesen, sagte ein Sprecher der Bayerischen Krankenhausgesellschaft.
Wie das BRK ruft auch die Krankenhausgesellschaft die Bürger dazu auf, in den kommenden Wochen die Blutspendetermine zu nutzen. So soll verhindert werden, dass in den Schulferien im August eine Notlage entsteht. Der BRK-Blutspendedienst biete in der nächsten Zeit viele Termine in allen Regionen an, erklärte Nohe. «Wir arbeiten am Maximum.»
Die BRK-Gesellschaft liefert den Großteil der im Freistaat verbrauchten Blutkonserven. Darüber hinaus können die Menschen aber auch bei Unternehmen und in Kliniken spenden. Das Angebot beispielsweise der Universitätskrankenhäuser im Freistaat ist allerdings nicht so umfangreich. In anderen Bundesländern haben Kliniken mitunter deutlich größere Angebote für Spender.
Das Ministerium sieht dennoch im Moment keinen Grund dafür, das Angebot im Freistaat zu erweitern. Zunächst müssten «die zur Verfügung stehenden Termine bei allen Anbietern entsprechend wahrgenommen werden», sagte der Sprecher. Gerade die vom BRK-Dienst angebotenen Spendetermine in der Fläche würden von einem Großteil der Menschen genutzt, da diese Angebote mit Aufwand verbunden seien.