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10 Fragen an Anonymous Germany zu den Cyber-Angriffen auf Russland

Seit mehr als einem Monat herrscht in der Ukraine Krieg. Doch nicht nur dort: auch online wird gekämpft. Mitten drin: Das Kollektiv Anonymous.

Aktuell macht sich Anonymous sehr stark  für den Frieden und gegen die Zensur der Staatsmedien in Russland. Dazu haben Sie in den letzten Wochen zahlreiche spektakuläre Cyber-Angriffe gestartet. Doch was bewegt das Kollektiv? Das wollten wir wissen und haben versucht Kontakt aufzunehmen. Das Kollektiv hat geantwortet und uns einen Haufen Fragen beantwortet.

Hinweis: Die Töne die du hier hören kannst, haben wir auf Grundlage der schriftlichen Antworten des Kollektivs vertont.

Ihr habt das russische Staatsfernsehen gehackt und damit weltweit für Aufsehen gesorgt. Kurz noch mal zusammengefasst: Was war euer Ziel mit der Aktion?

Anonymous Germany als deutschsprachige Untergruppe war an diesem Hack nicht beteiligt. Aber grundsätzlich ist das Ziel in diesem Informationskrieg die russische Propaganda zu kontern, Putins Staatsmedien etwas entgegenzusetzen und dem russischen Volk zu zeigen, das es nicht die Wahrheit erfährt. 12 Minuten wurde auf jedem Kanal im russischen Fernsehen die Wahrheit gezeigt ... Wer weiß, wie lange es das schon nicht mehr gab.

 

Welche Möglichkeiten habt ihr noch, in Russland Einfluss zu nehmen?

Indem wir dafür sorgen, dass die Informationen nach Russland fließen, zum Beispiel über gehackte Drucker, die Anleitungen ausdrucken zur Umgehung der Zensur durch Einrichtung von Tor, von VPN-Services und Tor-Bridges. Oder indem man es den normalen Bürgern erleichtert, selbst tätig zu werden wie Anonymous squad303 das die Seite 1920.in gemacht hat. Wo man selbst Nachrichten verfassen kann, die dann an zufällige ausgewählte russische Empfänger versendet werden. Niemand weiß, was Anons noch so einfällt. An dieser Stelle mal der Hinweis, dass Anonymous nicht nur aus Hackern besteht. Hacktivismus ist nicht nur das Eindringen in fremde Computersysteme.

 

War der "Hack" für euch als Profis eine schwierige Aufgabe oder eher ein Kinderspiel?

Da er nicht von uns durchgeführt wurde, sondern von einer anderen Gruppe, können wir dazu nichts sagen. Wir könnten nur zu Rosneft etwas sagen bzw. haben das ja auch bereits. Infos dazu findet ihr unter: https://anonleaks.net/2022/anonymous/20-terabyte-anonymous-kapert-daten-von-rosneft-deutschland/ und unter https://anonleaks.net/2022/anonymous/rosneft-deutschland-eine-erste-dateiliste/

 

Gibt es für euch auch Grenzen - technischer und moralischer Natur - oder könntet ihr mit genug Zeit theoretisch alles hacken, z.B. auch kritische Infrastruktur?

Mit genug Zeit und Aufwand findet sich sicherlich immer eine Lücke, die Frage ist dann, was kann man damit anfangen und will man überhaupt. Kritische Infrastruktur - Betonung auf Infrastruktur, nicht auf Unternehmen, die eine solche irgendwo betreiben - lassen wir zumindest in unserer Gruppe in Ruhe. Einen Beitrag zum Thema "kritische Infrastruktur" findet ihr hier: https://anonleaks.net/2022/anonymous/irgendwo-zwischen-kritischer-infrastruktur-und-einem-sauhaufen/

 

Russland selbst hat ja auch entsprechend ausgebildete IT-Spezialisten. Habt ihr Angst, da irgendwo Spuren zu hinterlassen und erwischt zu werden?

Nein. Paranoia ist unser zweiter Vorname und Operation Security steht am Briefkasten ganz oben.

 

Wie viele Hacker von Anonymous beteiligen sich weltweit an "Angriffen" auf Russland?

Mindestens Einundelfzig. :) Im Ernst: Kann man nicht mal schätzen, denn es kann jeder Anonymous sein und sich dazuzählen. Es gibt keine Mitgliederlisten, weil es keinen Mitgliedsstatus gibt.

 

Es gibt ja die Möglichkeit, Seiten mit DDoS-Attacken kurzzeitig lahmzulegen. Ist das zielführend und kann man euch dabei vielleicht sogar unterstützen?

Es ist zielführend, um über einen kurzen Zeitraum die IT-Fachleute zu beschäftigen, um von anderen Angriffsvektoren abzulenken. Wenn es an der Vordertür donnert, achtet niemand auf die Fenster und Hintertüren. Es ist nicht nachhaltig, es richtet keinen dauerhaften Schaden an, aber es nervt die Betreiber kolossal. Und es weckt im Falle von russischen Staatsmedien und Behörden auch die Aufmerksamkeit der Bevölkerung. DDoS-Attacken übermitteln den Betreibern der Server und der Webdienste die IP-Adresse. Insofern raten wir - gerade bei russischen Seiten/Diensten - davon ab, ohne umfassende Operation Security vom heimischen Rechner aus eine DDoS-Attacke mitzumachen.

 

Wenn ihr Putin etwas sagen könntet, was wäre das?

Wir reden nicht mit Diktatoren. Wir haben seinem Volk etwas zu sagen und das versuchen wir.

 

Also können wir in Naher Zukunft noch mehr Cyber-Angriffe auf Russland von euch erwarten?

Da gibt es keinen Zeitplan und keine Timeline. Oder anders ausgedrückt: Wir sind selbst gespannt.

 

Möchtet ihr noch etwas loswerden?

... so mancher sicherlich den Ex-Partner :D

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Seit mehr als einem Monat herrscht in der Ukraine Krieg. Doch nicht nur dort: auch online wird gekämpft. Mitten drin: Das Kollektiv Anonymous.

Aktuell macht sich Anonymous sehr stark  für den Frieden und gegen die Zensur der Staatsmedien in Russland. Dazu haben Sie in den letzten Wochen zahlreiche spektakuläre Cyber-Angriffe gestartet. Doch was bewegt das Kollektiv? Das wollten wir wissen und haben versucht Kontakt aufzunehmen. Das Kollektiv hat geantwortet und uns einen Haufen Fragen beantwortet.

Hinweis: Die Töne die du hier hören kannst, haben wir auf Grundlage der schriftlichen Antworten des Kollektivs vertont.

Ihr habt das russische Staatsfernsehen gehackt und damit weltweit für Aufsehen gesorgt. Kurz noch mal zusammengefasst: Was war euer Ziel mit der Aktion?

Anonymous Germany als deutschsprachige Untergruppe war an diesem Hack nicht beteiligt. Aber grundsätzlich ist das Ziel in diesem Informationskrieg die russische Propaganda zu kontern, Putins Staatsmedien etwas entgegenzusetzen und dem russischen Volk zu zeigen, das es nicht die Wahrheit erfährt. 12 Minuten wurde auf jedem Kanal im russischen Fernsehen die Wahrheit gezeigt ... Wer weiß, wie lange es das schon nicht mehr gab.

 

Welche Möglichkeiten habt ihr noch, in Russland Einfluss zu nehmen?

Indem wir dafür sorgen, dass die Informationen nach Russland fließen, zum Beispiel über gehackte Drucker, die Anleitungen ausdrucken zur Umgehung der Zensur durch Einrichtung von Tor, von VPN-Services und Tor-Bridges. Oder indem man es den normalen Bürgern erleichtert, selbst tätig zu werden wie Anonymous squad303 das die Seite 1920.in gemacht hat. Wo man selbst Nachrichten verfassen kann, die dann an zufällige ausgewählte russische Empfänger versendet werden. Niemand weiß, was Anons noch so einfällt. An dieser Stelle mal der Hinweis, dass Anonymous nicht nur aus Hackern besteht. Hacktivismus ist nicht nur das Eindringen in fremde Computersysteme.

 

War der "Hack" für euch als Profis eine schwierige Aufgabe oder eher ein Kinderspiel?

Da er nicht von uns durchgeführt wurde, sondern von einer anderen Gruppe, können wir dazu nichts sagen. Wir könnten nur zu Rosneft etwas sagen bzw. haben das ja auch bereits. Infos dazu findet ihr unter: https://anonleaks.net/2022/anonymous/20-terabyte-anonymous-kapert-daten-von-rosneft-deutschland/ und unter https://anonleaks.net/2022/anonymous/rosneft-deutschland-eine-erste-dateiliste/

 

Gibt es für euch auch Grenzen - technischer und moralischer Natur - oder könntet ihr mit genug Zeit theoretisch alles hacken, z.B. auch kritische Infrastruktur?

Mit genug Zeit und Aufwand findet sich sicherlich immer eine Lücke, die Frage ist dann, was kann man damit anfangen und will man überhaupt. Kritische Infrastruktur - Betonung auf Infrastruktur, nicht auf Unternehmen, die eine solche irgendwo betreiben - lassen wir zumindest in unserer Gruppe in Ruhe. Einen Beitrag zum Thema "kritische Infrastruktur" findet ihr hier: https://anonleaks.net/2022/anonymous/irgendwo-zwischen-kritischer-infrastruktur-und-einem-sauhaufen/

 

Russland selbst hat ja auch entsprechend ausgebildete IT-Spezialisten. Habt ihr Angst, da irgendwo Spuren zu hinterlassen und erwischt zu werden?

Nein. Paranoia ist unser zweiter Vorname und Operation Security steht am Briefkasten ganz oben.

 

Wie viele Hacker von Anonymous beteiligen sich weltweit an "Angriffen" auf Russland?

Mindestens Einundelfzig. :) Im Ernst: Kann man nicht mal schätzen, denn es kann jeder Anonymous sein und sich dazuzählen. Es gibt keine Mitgliederlisten, weil es keinen Mitgliedsstatus gibt.

 

Es gibt ja die Möglichkeit, Seiten mit DDoS-Attacken kurzzeitig lahmzulegen. Ist das zielführend und kann man euch dabei vielleicht sogar unterstützen?

Es ist zielführend, um über einen kurzen Zeitraum die IT-Fachleute zu beschäftigen, um von anderen Angriffsvektoren abzulenken. Wenn es an der Vordertür donnert, achtet niemand auf die Fenster und Hintertüren. Es ist nicht nachhaltig, es richtet keinen dauerhaften Schaden an, aber es nervt die Betreiber kolossal. Und es weckt im Falle von russischen Staatsmedien und Behörden auch die Aufmerksamkeit der Bevölkerung. DDoS-Attacken übermitteln den Betreibern der Server und der Webdienste die IP-Adresse. Insofern raten wir - gerade bei russischen Seiten/Diensten - davon ab, ohne umfassende Operation Security vom heimischen Rechner aus eine DDoS-Attacke mitzumachen.

 

Wenn ihr Putin etwas sagen könntet, was wäre das?

Wir reden nicht mit Diktatoren. Wir haben seinem Volk etwas zu sagen und das versuchen wir.

 

Also können wir in Naher Zukunft noch mehr Cyber-Angriffe auf Russland von euch erwarten?

Da gibt es keinen Zeitplan und keine Timeline. Oder anders ausgedrückt: Wir sind selbst gespannt.

 

Möchtet ihr noch etwas loswerden?

... so mancher sicherlich den Ex-Partner :D